Galicien 2011![]() In Santiago de Compostela hatten wir für eine Woche eine Ferienwohnung gemietet, nur 5 Minuten Fußweg vom Stadtzentrum entfernt und trotzdem in einer ruhigen Wohngegend, hell, geräumig und modern eingerichtet mit allem Pipapo inkl. Satelliten-TV. Es fehlte an nichts. Die FeWo Nun muss ich aber erst einmal erwähnen, dass wir Santiago nicht aus religiösen Gründen als Ziel ausgesucht haben, sondern einfach nur aus praktischen. Auch können wir uns Intereressanteres als Kirchen-Besichtigungen vorstellen, obwohl manche so außergewöhnlich sind, dass man sie sich einfach anschauen muss. Ich habe lange gesucht, bis ich die FeWo gefunden hatte, wie wir sie uns vorgestellt hatten. Tja, und die gab es bezahlbar eben nur in Santiago bei Amalia und Benjamin. Die Fahrt ging über Murcia, Albacete (La Mancha), an Madrid vorbei durch Castilla y León Richtung A Coruña in Galicien, wobei wir ab Albacete rechts und links der Autobahn von riesigen, fast endlosen Sonnenblumenfeldern begleitet wurden, deren Köpfe, wie sich das gehört, alle Richtung Sonne gestreckt waren. In Astorga haben wir die Autobahn verlassen, um uns in der Nähe das mittelalterliche Dorf Castrillo de los Polvazares anzusehen. Es hat sich gelohnt. Castrillo de los Polvazares Astorga, eine kleine sehenswerte historische Stadt in Castilla y León war voll mit Touristen. Weder ein Parkplatz noch ein freies Hotelzimmer waren dort zu finden. Es war mittlerweile 20.00 Uhr. Nach etlichen Runden durch die Stadt waren Geduld und Besichtigungswille sehr schnell vorbei. Wir sind weitergefahren und haben nur wenige Kilometer hinter Astorga ein wirklich witziges Motel entdeckt, das im Stil einer Festung gebaut wurde. Später beim Abendessen im benachbarten Restaurant konnten wir dann zum ersten Mal auf dieser Reise feststellen, dass die Küche Nordspaniens ihren guten Ruf nicht umsonst hat. Steaks in dieser Qualität gibt es nur selten, sehr selten. Es waren wohl mit die besten, die wir je gegessen hatten, was sowohl die Qualität als auch die Zubereitung betraf. Die Fahrt ab dem zweiten Tag war außerordentlich schön. Wir haben die Autobahnen gemieden und sind über die gut ausgebauten Nationalstraßen quer durch Castilla y León nach Galicien gefahren. Eine herrliche Tour durch das "grüne" Spanien. Die Hinfahrt Am Dienstagabend erreichten wir dann endlich Santiago de Compostela. Nach einigem Hin und Her in der Stadt (Navi brauchen WIR doch nicht!) fanden wir dann auch die kleine Straße, in der sich unsere Ferienwohnung befand. Von Amalia und Benjamin wurden wir so herzlich begrüßt, als würden wir zu den engsten Freunden gehören. Nach einer halben Stunden wussten wir bereits, was sich in Santiago wo befindet und besichtigt werden musste und wo die besten Restaurants im Umfeld der FeWo zu finden sind. Das war doch schon mal ein guter Start. Da wir aber von der Fahrt nun doch ein bisschen k.o., durstig und hungrig waren, haben wir uns nur einen kurzen Rundgang durch die historische Altstadt mit einem kurzen Blick auf die Kathedrale angetan, um dann so schnell wie möglich in ein Restaurant einzufallen, um die galicische Küche zu genießen. Den Rest des Abends haben wir dann mit Koffer auspacken und Pläne schmieden für den nächsten Tag verbracht. ![]() Weiter ging es dann am Ufer der zu den Rías Bajas gehörenden Ría de Muros y Noia entlang Richtung Leuchtturm am Cabo Finisterre (gal.: Cabo Fisterra). Auffallend sind die unzähligen alten Kornspeicher, die Hórreos, die man dort an fast jedem älteren Haus sieht. Es ist ein herrliche Fahrt durch eine wunderschöne Landschaft mit vielen Aussichtpunkten, durch kleine und größere Küstendörfer, vorbei an schneeweißen Sandstränden, gewaltigen Felsküsten und Leuchttürmen. Am Cabo Finisterre angekommen, erwarteten uns erst einmal die üblichen Souvenirstände mit dem unglaublichen Kitsch. Ich weiß nicht, wer ihn kauft, aber es scheint sich doch wohl zu lohnen. Schön aber waren der Leuchtturm und das Kap selber. Steil abfallende Küsten mit riesigen Felsen, das Pilgerkreuz, die Brandstellen, an denen die Pilger ihre Schuhe verbrennen und der Bronze-Schuh als Monument dafür. Abends, zurück in Santiago, haben wir ein ganz besonderes Restaurant entdeckt. Wenn man es trotz unscheinbarer, grauer und wenig einladender Fassade wagt einzutreten, wird man sehr überrascht. Hinter dem Restaurant befindet sich ein großer, üppig bepflanzter Garten, in dem Tische und Stühle und freundliches Personal zum Bleiben einladen. Da auch das Essen ganz hervorragend war, haben wir das Casa Felisa für die restlichen Tage zu unserer Kantine erklärt. Ría Muros y Noia und Cabo Finisterre Was sind Rías? Casa Felisa Nach so viel erholsamer Natur wollten, nein mussten wir uns donnerstags den Besichtigungsstress schlechthin antun. Stress deshalb, weil die Besichtigung großer Städte inkl. Kathedralen, Kirchen, Monumenten, Museen nicht wirklich unser Ding ist. Wir bevorzugen mehr die kleinen Städte und noch mehr Natur pur. Aber wenn wir denn schon mal in Santiago sind ... hier ein paar Fotos. Santiago de Compostela Nach so viel, wie Heike immer sagt "alte Steine gucken" war uns am Freitag wieder nach Wind, Wasser und Natur pur. Es zog uns wieder an die Rías Bajas und zwar dieses Mal an die Ría Arousa. ![]() Die kleine Insel ist eine der schönsten in der Region. Es gibt Häuser in allen gehobenen Preisklassen, ein Casino, ein Kongresszentrum, einen Golfplatz, ein Hotel aus der vorletzten Jahrhundertwende. Das alles liegt auf der mit Pinien und Palmen bewachsenen Insel wie in einem großen Park. Das Schmuckstück aber ist eine kleine Wallfahrtskapelle, die dem Heiligen San Caralampio und der Marienfigur Virgen del Carmen geweiht ist. Das außergewöhnliche ist, dass alle Fassaden bis hin zum Glockenturm ausschließlich mit Jakobsmuscheln bedeckt sind. Grundsätzlich war diese Tour auch schön, aber lange nicht so spektakulär wie die Ría de Moros y Noia. Ría de Arousa Am Samstag haben wir uns in Santiago den beliebten Markt Mercado de Abasto besucht. Das angenehme daran ist, dass er noch sehr natürlich ist und nicht für die Touristen aufgemotzt. Viele Frauen bieten dort auch an kleinen Ständen Obst und Gemüse aus dem heimischen Garten an. Sonntags, am letzten Tag hatten wir als Ziel die kleine Stadt Muxía geplant und anschließend die Wasserfälle in Ézaro. Beide Ziele sind unbedingt einen Ausflug wert, Muxía allein wegen seiner berühmten Kirche. ![]() Als wir in Muxía eintrafen, wurden wir von der Musikkapelle empfangen, anschließend von einer Dudelsackgruppe. Toller Empfang. Ob alle Touris dort so begrüßt werden? Nein, die Anwohner bereiteten sich gerade auf ihr Patronatsfest vor. Man trug die Jungfrau von der Kirche zum Hafen, wo sie sich endlosen Reden anhören musste. Dann wurde sie auf ein Schiff verladen und ein bisschen durch die Ría geschaukelt. Dann gab es einen lauten Knall. Ich dachte schon, sie hätten die Virgen nun erschossen, aber es war nur ein Böllerschuss, mit dem sie wieder im Hafen empfangen wurde. Zum Schluss wurde sie wieder in die Kirche gebracht, wo sie nun bis zum nächsten Jahr auf ihren nächsten Ausflug warten muss. Wesentlich interessanter als das Fest war das Santuario de Nuestra Sra de la Barca, an der Spitze der Halbinsel, auf der Muxía liegt. Noch beeindruckender als die Kirche ist die Halbinsel mit den gewaltigen Felsen. Außerdem findet man dort das Monument A Ferida, das als Ehrerweisung für die vielen Freiwilligen errichtet wurde, die nach dem Schiffsunglück des Öltankers Prestige kamen und geholfen haben, die Küste wieder zu reinigen. Die Kirche soll drinnen ganz außergewöhnlich sein, was wir gern mal überprüft hätten, aber als wir ankamen, wurde gerade eine Messe abgehalten. Kaum war die Messe zu Ende, wollten wir natürlich endlich hinein. Da hat uns doch der Pastor vor der Nase den Eingang geschlossen. Lediglich durch ein Gitter hätte man noch hineinsehen können, wenn, ja wenn der Pastor nicht auch noch das Licht ausgemacht hätte. Fanden wir nicht wirklich christlich von ihm. "Beleidigt" zogen wir weiter nach Ézaro, um dort die Wasserfälle zu bestaunen, die auch viel schöner waren als die Kirche. Und außerdem gibt es nicht so viele davon. Muxía und Ézaro Zuhause in der FeWo angekommen hieß es dann auch schon wieder Koffer packen, Wohnung wieder in den Urzustand zurückversetzen und noch ein letztes Mal in Casa Felisa. Morgens verabschiedeten sich Amalia und Benjamin von uns und gaben uns gleich grünes Licht, als wir den Wunsch äußerten, im nächsten Jahr für zwei Wochen wiederzukommen. Es gibt ja so viel zu sehen in Galicien. Für die Rückfahrt brauchten wir dann nur etwas mehr als 10 Stunden. Hätte schneller gehen können, wenn wir uns nicht an die Verkehrsregeln gehalten hätten... haben wir aber. Die Tickets der Polizei hier sind so unverschämt teuer. Ach ja, wie war das Wetter? Tagsüber immer so um die 25°, dazu gab es gratis frischen Atlantikwind. Spätabends wurde es dann kühler, also Jackenwetter. Aber man konnte immer draußen sitzen, ohne zu erfrieren. Die nächtlichen Temperaturen ließen uns auch wunderbar ohne Klimaanlage oder Ventilator schlafen. Wie immer war die Zeit zu kurz, gerade einmal genug, um einen ganz kleinen allerersten Eindruck von Galicien zu bekommen. Heute haben wir schon für das kommende Jahr gebucht, wieder bei Amalia und Benjamin. Es gibt ja noch soooo viel zu sehen dort. |