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Karte L.A. - Santiago de Compostela Galicien 2012      

Schon bei der Abfahrt in Santiago im letzten Jahr war uns klar: Nach Galicien - da fahren wir wieder hin. Eine Woche ist viel zu wenig für diese schöne, aber auch große Region im Nordwesten Spaniens. Kaum zu Hause haben wir die FeWo von Amalia und Benjamin sofort wieder gebucht, dieses Mal für zwei Wochen.

Sonnenaufgang bei der Abfahrt
Jetzt hieß es nur noch, sich klitzekleine 12 Monate mit anderen Sachen beschäftigen und schon ging es am 6. August 2012 um 7.00 Uhr wieder los, wobei wir von einem spektakulären Sonnenaufgang verabschiedet wurden, der wieder einen schönen, aber auch sehr heißen Sommertag ankündigte.




La Mancha Wir nahmen Kurs Richtung Norden, wo es selbst im hochsommerlichen August tagsüber um etliche Grade kühler ist und abends sogar recht frisch bis kalt sein kann. Wir fuhren an Murcia vorbei, durch die La Mancha, vorbei an Madrid und Ourense Richtung Santiago de Compostela - nur knappe 1100 km, die wir trotz etlicher La Mancha Kaffeedopingpausen und Einhaltung der Verkehrsregeln in kürzester Zeit bewältigt hatten. Staus kennen wir nur noch von Deutschland, die Straßen Richtung Norden waren frei - klar, denn die spanischen Nordlichter sind doch alle in den Süden gefahren und gefühlte 80% davon direkt nach Los Alcázares. Um 18.00 trafen wir bei Amalia und Benjamin ein, übernahmen die FeWo, packten Koffer aus, räumten Schränke ein und gingen dann erst einmal ins Casa Felisa, um dort Hunger und Durst zu stillen und den folgenden Tag zu planen.

Dienstags hatten wir keine große Lust, schon wieder im Auto zu sitzen. Deshalb haben wir uns nur ein bisschen in Santiago de Compostela "rumgetrieben", schon Gesehenes und noch nicht Gesehenes, wie zum Beispiel die Kollegiatskirche Santa María a Real do Sar, die mit ihren schiefen Stützpfeilern schon recht witzig wirkt, und die Ciudad de Culturas angeschaut und außerdem einfach nur ein bisschen relaxt.   
Santiago de Compostela

Karte SdC - Ría de Ferrol Mittwochs haben wir uns auf den Weg nach Ferrol gemacht, uns dort im Hafen ein bisschen umgesehen, bis uns ein freundlicher Spanier ansprach und meinte, wir sollen unbedingt eine Ría-Fahrt machen. Die wäre wunderschön und würde sich lohnen. Er hatte Recht, es hat sich gelohnt. Auf eine Besichtigung der Stadt haben wir verzichtet, denn mittlerweile waren alle Geschäfte zu, was jede spanische Stadt zur Geisterstadt macht. Statt dessen sind wir noch an der Ría de Ferrol entlang gefahren, wo es auch so richtig schöne Ecken zu entdecken gab.    Ría de Ferrol

Donnerstags haben wir dann endlich den Monte Pedroso gefunden und besucht. Man muss wissen, dass, wenn man nach dem Berg fragt, alle den Wanderweg erklären, aber niemand den Weg mit dem Auto. Und so hat es dann ein bisschen gedauert, aber Pfadfinder Jürgen hat die Auffahrt dann doch gefunden, allerdings in einer Gegend, in der wir sie nicht wirklich vermutet hatten. Endlich oben - eine wunderbare Aussicht über Stadt und Land und ein großer Park, der Parque A Granxa do Xesto, der als die grüne Lunge Santiagos gilt, belohnten unsere Hartnäckigkeit. Ganz oben sind dann noch Antennen für Funk und Fernsehen, die die Landschaft ein bisschen verschandeln. Aber was soll's - Fernsehen wollen wir ja alle.    SdC Monte Pedroso y Parque A Granxa do Xesto

Nachmittags sind wir dann nach Noia gefahren, um dort Kaffee zu trinken. Mir war er aber zu stark und deswegen habe ich es vorgezogen, ihn mir über T-Shirt und Hose zu kippen. So brauchte ich ihn nicht zu trinken. Kaffee macht hübsche braune Muster in weiße T-Shirts, zieht die Blicke anderer an und macht einen roten Kopf. So waren wir dann von unserem Ausflug etwas früher als geplant wieder in SdC. Zum Trost konnten wir dann auch etwas früher zum Essen gehen und haben uns in einem Fischrestaurant die von einem quirligen und lustigen Kellner empfohlenen galicischen Fischspezialitäten schmecken lassen.

Übrigens, abends kann es im Norden Spaniens auch im August empfindlich kühl sein. Warme Kleidung kann deshalb, wenn man draußen sitzen will, nicht schaden. Es gibt Lokale, die ihre Gäste auf den Terrassen sogar mit warmen Wolldecken versorgen - im August.


Karte Ría de Pontevedra Für den Freitag war sogar für Galicien eine kurze, aber heftige Hitzewelle angekündigt. Also gab es nur ein Ziel für uns, die Westküste, an der immer ein frischer Atlantikwind weht, am besten noch vor dem Frühstück. Zuerst ging es nach Pontevedra, wo wir der Altstadt einen ganz kurzen Besuch abstatteten und dort frühstückten. Danach fuhren wir zielstrebig an die Ría de Pontevedra, zunächst nach Combarro.

Combarro ist eines der spektakulärsten kleinen malerischen Dörfer an der Ría de Pontevedra, ein typischer Fischerhafen mit verwinkelten Gassen. Interessant sind auch die vielen Hórreos (Kornspeicher) direkt am Meeresufer. Combarro ist sehr touristisch "aufbereitet", aber trotzdem hat es seinen alten Charme erhalten. Im Restaurant Cachafeiro direkt am Hafen haben wir die besten Chipirones (Baby-Kalamares) und den besten Pulpo (Tintenfisch) Spaniens gegessen, zwei der vielen Spezialitäten Galiciens.   
Combarro, Ría de Pontevedra

Anschließend fuhren wir an der Ría entlang, die sich durch eine zerklüftete Küste und wunderschöne lange Strände mit weißem Sand auszeichnet. Die vorromanische Kapelle Ermita Nuestra Señora da Lanzada mussten wir uns unbedingt ansehen. Sie liegt direkt am Strand von A Lanzada, ebenso wie eine Ausgrabungsstätte einer keltischen Nekropole.    Ermita Nuestra Señora da Lanzada, Ría de Pontevedra

Weiter ging es an der Ría entlang, vorbei an der Atlantikküste bis zur Illa de Arousa, die in der Ría de Arousa liegt. Die Insel ist mit einer 2 km langen Brücke mit dem Festland verbunden. Die Brücke zählt zu den längsten in ganz Spanien. Aufgrund seiner 36 km langen Küste, 11 km davon mit weißem Sand, wurde die gesamte Insel von der EU zum Naturschutzgebiet erklärt. Da es schon reichlich spät war, haben wir uns dort aber nur noch den Hafen angesehen, eine kurze Besichtigung mit dem Auto gemacht und sind danach zielstrebig zurück Richtung Santiago gefahren.     Illa de Arousa, Ría de Arousa

Karte SdC - Pico Sacro - Pazo de Oca Am Samstag kam schon früh am Morgen Benjamin zu uns und brachte uns Unterlagen über den Pico Sacro und die Gärten Pazo de Oca, die nicht weit entfernt südlich von Santiago liegen und wir unbedingt besuchen müssten.

Der Pico Sacro ist 530 m hoch, ein geodätischer Scheitelpunkt und befindet sich bei der Ortschaft Lestedo. Er ist umgeben von Feldern, Wiesen und Wäldern, in denen vorwiegend Eukalyptusbäume wachsen. Weiter höher gibt es vorwiegend Gebüsch. Er ist einer der Aussichtspunkte, von dem man an klaren Tagen die beste Aussicht über die Comarca de Santiago hat.   
Pico Sacro, Lestedo

Die Gärten des Pazo de Oca gehören zum ältesten typischen galicischen Gutshof aus der Zeit des Barock in Galicien und überraschen durch ihre völlige Harmonie mit der Umgebung. Sie sind mit ihren vielen Brunnen und Rinnsalen typisch für den regenreichen Teil Spaniens und wirken wegen der auf den Gemäuern angesiedelten Moose und Pflanzen recht romantisch. Das Wasser spielt in dieser Anlage eine entscheidende Rolle. Den Pazo de Oca zu besichtigen ist einfach ein Muss.    Pazo de Oca, A Estrada

Río Ulla

Nach dem anschließenden Kaffeetrinken wollten wir durch das Tal des Río Ulla zurück nach Santiago. Nach nur wenigen Kilometern stellte Jürgen fest, dass er in der Bar seinen Rucksack vergessen hatte. Also - wieder zurück zur Bar, den vom Personal gesicherten Rucksack abholen und dann auf direktem Weg zurück zur FeWo.

Am Sonntag hielt sich unser Tatendrang etwas in Grenzen. Es hatte die ganze Nacht geregnet und gestürmt, was wir sehr genossen hatten. Schließlich werden wir in der Region Murcia nicht wirklich mit Regen verwöhnt. Morgens aber schien schon wieder die Sonne, der Sturm hatte sich gelegt und wir fuhren ziellos durch die Lande, bis wir in Finisterre ankamen, wo wir uns aber nur kurz aufhielten und dann die Rückfahrt antraten. Abends haben wir die galicische Gastronomie aufs Neue getestet und wieder einmal für gut empfunden. Warum können die Restaurants an der murcianischen Küste nicht auch so hervorragend sein?

Montag war der totale Faulenzertag. Ein bisschen in Santiago bummeln, ein bisschen fernsehen, lesen und faulenzen, nicht mal abends haben wir es geschafft uns zum Essen gehen aufzuraffen. Musste einfach mal sein.


Karte SdC - A Coruña Dann waren wir wieder fit für weitere Erkundigungsfahrten. Am Dienstag ging es endlich nach A Coruña, der "gläsernen Stadt". Diese Bezeichnung kommt von den Holzvorbauten aus dem 19. Jh. an den Häusern, die alle verglast sind.

A Coruña ist eine moderne, helle Stadt, ohne die sonst üblichen gewaltigen Sakralbauten, mit einem schönen Altstadtkern, der direkt auf der Halbinsel zwischen den Stränden und dem Hafen liegt.

Sehenswert in A Coruña ist der Herkulesturm, der älteste noch funktionierende Leuchtturm der Welt. Der Leuchtturm Torre de Hércules aus der römischen Zeit wurde um 100 n.Chr. errichtet. 1785 wurden im Inneren 242 Stufen eingebaut. Bis dahin konnten die Leuchtturmwärter den 50 m hohen Turm nur über eine Außenrampe erreichen. Der Turm ist das Wahrzeichen der Stadt A Coruña.

In einem kleinen Restaurant sprach uns ein Deutscher an, der jedes Jahr in A Coruña einen langen Urlaub machte und sich freute, mit uns mal wieder Deutsch reden zu können, was er schon seit vielen Wochen nicht mehr getan hatte. Er erzählte uns dann noch einige Details über die Stadt und Galicien, und erklärte, was wir uns unbedingt noch ansehen müssten. Wir sprachen auch darüber, dass ich es so schön fände, dass es in A Coruña nicht so viele Sakralbauten gäbe wie in den anderen Städten. Und was macht dieser Mann beruflich? Er ist Pfarrer! Fettnäpfchen lässt grüßen. Er hat es aber nicht übel genommen und nur gelacht über meinen gottlosen Kommentar.   
A Coruña - Altstadt    A Coruña - Torre de Hercules

Karte Río Sil Für mittwochs hatten wir die Katamaranfahrt auf dem Río Sil geplant. Schon vor dem Aufstehen mussten wir los Richtung Ourense, von dort aus durch die Berge zum Katamarananleger "Parada del Sil". In Ourense noch gut ausgeschildert gingen den Galiciern wohl irgendwann die Schilder aus. Erst nach mehrmaligem Nachfragen hatten wir den gut versteckten Anleger endlich gefunden und kamen in der letzten Minute vor der Abfahrt dort an.

Die Sil-Fahrt ist ein Erlebnis, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Der Río Sil, der größte Nebenfluss des Río Miño, schlängelt sich an steilen Abhängen vorbei, rechts und links nichts als Felsen und Natur. Auf dem Fluss ist es unglaublich still. Nur die wenigen Ausflugsschiffe und ab und zu ein Kanute sind dort zu sehen und zu hören. Es war ein Erlebnis der besonderen Art, das wir jedem Galicienbesucher nur empfehlen können.   
Katamaranfahrt auf dem Río Sil

Es war ein wundervoller Tag, aber irgendwie haben wir es an diesem Tag nicht geschafft etwas zu essen. Deswegen meinte mein ausgehungerter Jürgen dann abends, die Speisekarte in einem Fischrestaurant "rauf und runter futtern" zu müssen, inkl. Kuchen zum Nachtisch. Und das war keine gute Idee ...

Am Donnerstag hatten wir dadurch nämlich einen unfreiwilligen zweiten Faulenzertag. Jürgen hatte massive Probleme mit seinem Magen; sooo viel Nahrung wollte er einfach nicht protestlos verdauen. Wir blieben also in der FeWo, Jürgen hauptsächlich leicht leidend auf dem Bett, bis es ihm abends dann wieder besser ging und er erneute Nahrungsaufnahe begehrte.

Nur der Klarheit wegen: Er hatte sich nicht den Magen verdorben, das Essen war okay - vielleicht nur ein klitzekleines bisschen zu viel.  


Karte Ría de Vigo Freitag war dann auch schon fast unser letzter Tag in Galicien. Wir fuhren zur Ría de Vigo, schließlich hatten wir ja den Ehrgeiz, alle Rías Bajas besucht zu haben. Durch die Stadt Vigo selbst, die sehr schön sein soll, sind wir aber nur durchgefahren (genug Städte gesehen).

Den ersten Stopp haben wir in Nigrán gemacht. Dort haben wir zielstrebig den Weg zum Monolith gesucht, der sich auf dem Gipfel des Berges Monteferro befindet. Der Monolith ist 25 m hoch, hat vier bronzene Kronen und eine Skulptur der Virgen de Carmen, die die Patronin der Seefahrer ist.

Weiter ging es nach Baiona, einem kleinen Ort direkt am Atlantik, mit einer beeindruckenden ummauerten Festung aus dem 16. Jh., die auf der Monterreal-Landzunge oberhalb des Meeres in einem Pinienwald liegt.

Portugal Anschließend sind wir an der Atlantikküste entlang gefahren, eine ganz besonders schöne Strecke, auf der wir immer wieder anhalten mussten, um die Ausblicke zu genießen. In A Guarda kamen wir an den 310 km langen Río Miño, der im Unterlauf auf 70 Kilometern Länge die Grenze zu Portugal bildet. Am Fluss entlang fuhren bis zu einer Brücke, über die wir nach Portugal kamen. Nun auf der anderen Seite des Río Miños wollten wir auch mal die portugiesische Küche kennenlernen. Aber der endlose Stop-and-go-Verkehr und mangelnde Parkplätze haben diesen Plan vereitelt. Uns war das doch alles viel zu nervig. Wir nahmen die nächste Brücke, um zurück in das wesentlich ruhigere Galicien zu kommen und nahmen Kurs auf Santiago de Compostela.    Ría de Vigo - Nigrán - Baiona - Atlantikküste

Am Samstag verkündete das spanische Fernsehen eine neue Hitzewelle mit bis zu 40° C für fast ganz Spanien, die 2-3 Tage anhalten sollte. Galicien war zwar nicht davon betroffen, aber die Communidades Castilla y Leon, Madrid und La Mancha, die wir auf der Rückfahrt durchfahren mussten, meldeten schon Temperaturen von 35-38°. Daraufhin entschlossen wir uns spontan, die Heimfahrt nicht erst wie geplant am Sonntagmorgen anzutreten, sondern schon am Samstagabend und dann durch die Nacht zu fahren. Den Tag ließen wir noch ganz ruhig angehen und nachmittags um 17.00 Uhr sind wir dann gestartet. Die Rückfahrt verlief ganz ruhig und fast ohne Probleme, fast ...

Kurz hinter Madrid, es war schon 23.00 Uhr, wollte ich nachtanken. Aber meine bessere Hälfte meinte, es wäre noch nicht nötig. Auch auf meinen Hinweis, dass wir jetzt in die La Mancha kommen würden, wo die Tankstellen nicht so reichlich vorhanden seien wie im Umfeld von Madrid, reagierte Jürgen ganz gelassen mit dem Kommentar: "An der Autobahn gibt es genug Tankstellen. Mach dir mal keinen Kopf!"

Ich hätte mir mal doch einen Kopf machen sollen und eben diesen auch durchsetzen. Denn jetzt waren wir in der La Mancha und es gab auch Tankstellen, eine, zwei, drei ... aber alle schon geschlossen. Die Tanknadel neigte sich schon deutlich Richtung "LEER" und die Kontrolllampe leuchtete fröhlich vor sich hin. Da entdeckten wir eine Tankstelle, deren Säulen beleuchtet waren, was ja heißt, dass man dort nach Feierabend mit Karte bezahlen kann. Dachten wir. Tankstelle war da, Säulen auch, aber die Kartenschlitze waren alle zugeklebt. Und wir hatten noch für circa 20 Kilometer Sprit im Tank.

Jetzt wurde ich endgültig nervös, ach was, Panik machte sich in mir breit und auch mein Jürgen stand jetzt ratlos da, ein kleines bisschen vom schlechten Gewissen geplagt. Watt nu? Dann kam die Rettung. Von der Kneipe nebenan kam ein Auto, der Fahrer hielt und fragte uns, ob wir ein Problem hätten. Und ob wir eins hatten. "No problema" meinte der hilfsbereite Spanier und erklärte uns, dass in unserer Fahrtrichtung in genau 15 km eine 24-Stunden-Tankstelle wäre, die garantiert geöffnet sei. Ich hätte ihn knutschen können, habe es aber bei einem freundlichen "muchas gracias" belassen. Zurück auf der Autobahn war dann wirklich nach genau 15 km die heiß ersehnte Tankstelle und mit dem letzten Tropfen Benzin rollten wir an die Säule, die ich am liebsten umarmt hätte, hätte es nicht so außerordentlich albern ausgesehen.

Die restliche Rückreise verlief dann ganz ruhig und irgendwann zwischen 2.00 und 3.00 Uhr in der Nacht trafen wir zu Hause ein.

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